Wandertour 2006 - Keilberg - Klínôvec

technische Daten:

Streckenlänge Wandertour: - ca.20km

genauer Ablauf: Vierenstraße-Othal-Keilberg-Gottesgab-Othal-Vierenstraße

Eine Odyssee, Lamas, Sirenen, Riesenblaubeeren, Rotkäppchen und der Wolf,
herrenlose Ski und Liwanzen im Nebel


Das das Erzgebirge immer wieder Überraschungen bereit halten kann, wissen wir ja spätestens seit der Suche nach dem Bernsteinzimmer, das schon in einigen abgesoffenen Schächten aufgetaucht sein soll. Deshalb starteten wir auch überpünktlich ab Sosa. Bis zum Unterbecken Markersbach ging auch alles gut, dann endete plötzlich die Asphaltpiste und vor uns tauchte ein großes rundes Schild mit rotem Rand auf. Endstation? Umdrehen und schleunigst die Umleitung suchen! Jetzt gab es gratis für uns alle eine Erzgebirgsrundfahrt, die sich mehr und mehr zu einer Odyssee ausweitete und zunehmend unsere Pufferzeit verschlang. Noch eine rote Ampel und die Fichtelbergbahn würde garantiert ohne uns losfahren! Wie schön! Endlich Scheibenberg! Jetzt durfte keine Baustelle mehr kommen! Höchstens noch die versprochenen blühenden Landschaften! Glück gehabt, doch noch gepackt! Bahnhof Vierenstraße. Die Blechkiste geparkt und Vorfreude auf die Genußtour mit dem Dampfroß. Kurz vor O´thal begrüßte uns eine Herde Lamas. Waren wir wach oder träumten wir nur von Südamerika? Die Bahn schaukelte zwar periodisch durch die vielen Kurven, aber jetzt tauchte das O´thaler Viadukt auf. Das konnte kein Traum sein! O´thal voraus, oben am Hang das riesige FDGB-Ferienheim, pardon, das Euromill-Hotel. Der Zug hält, O´thal HBF. Alle Mann naushuppen!

O´thal begrüßt uns mit einem Sirenenkonzert. Ein Probelauf für die nächste Flut in ca. 50 Jahren? Das erste Gebäude, an dem wir vorbeiwandern, ist die alte Staatsbank-Außenstelle. Früher wurden hier Ostmark gegen Kronen getauscht. Das Gebäude steht noch, getauscht wird hier aber schon lange nichts mehr. Ins Geschäft gekommen wird jetzt auf dem Fidschimarkt in Böhmisch Wiesenthal, auf den wir ohne eine Kontrolle eines Grenzbeamten gelangten. Unseren Frauen flüsterte ein Fidschi ins Ohr: "Ich bin billig!" Was der wohl austauschen wollte? Nach dem nichterfolgten Tauschgeschäft erlebten wir die schönste Teilstrecke der Wandertour. Zuerst wird man vom wunderschönen Blick auf Oberwiesenthal begleitet, dann kommt der Sessellift, den Gehfaule benutzen können und schließlich hat man im Gipfelbereich Blick auf etliche 1000er der Umgebung. Endlich gab´s den wohlverdienten obligatorischen Gipfelschnaps. Das Dach des Erzgebirges war erreicht. 1244 Meter ohne Sauerstoffzelt, auch mit 40 scheint noch genug Fitneß vorhanden. Geschwellte Brust, gegenseitiges Schulterklopfen. Die alte böhmische Baude auf dem Gipfelplateau zerfällt leider weiterhin. Schade! Böhmische Knödel gibt´s im modernen Sporthotel Rudolf mit Blick auf den Pleßberg.

Beim Abstieg Richtung Gottesgab kamen wir dann nicht an den riesengroßen Blaubeeren vorbei. Das tschechische Rotkäppchen und der Tschechenwolf hingen auch schon fleißig an den Beeren, trotz Fuchsbandwurmgefahr. Risiko muß manchmal einfach sein, sonst wird´s doch langweilig im Leben, nicht wahr?! Die Blaubeeren sind eben sehr verlockend! Außerdem konnten wir mitten im Sommer und im Wald mit herrenlosen Skiern für einen Videofilm posieren. Man hätte denken können, Sven Hannawald hat gerade die Vierschanzentournee gewonnen! Mit Spaß geht´s eben besser! Kurz vor Gottesgab sahen wir von Südwesten die grauschwarzen Regenwolken heranrollen. Na schön, bis zum Grünen Haus war es nun, Gott sei Dank, nicht mehr weit!

Dort hatten wir Zeit, unsere Sachen zu trocknen, Kaffee zu trinken, Liwanzen zu vernaschen und die tolle Kassettendecke zu begutachten - ein Erbstück der Vergangenheit, ein deutsches. Den Grenzübergang passierten wir diesmal schneller als üblich, schließlich regnete es. Da stand kein Grenzbeamter auf der Straße. Viel zu kalt für die! Bei dem Herbstwetter mitten im Sommer entschlossen wir uns, unsere Frauen nebst dem Hubert als Anstands-Wau-Wau im Neuen Haus zu parken und die Autos allein vom Bahnhof Vierenstraße zu holen. Zu dritt machten wir uns auf, fast zwei Stunden brauchten wir und als wir uns wieder dem Neuen Haus näherten, wurden wir vom Nebel mit unter 50 m Sichtweite begrüßt. Das Erzgebirge hält doch immer wieder Überraschungen für uns bereit. Probiert es aus, es lohnt sich!

CHN

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