Bergtour 2007 - Watzmann

technische Daten:

Streckenlänge : - ca.25km

Höhenunterschied : - ca.1980m

Dauer : - 3 Tage

genauer Ablauf: Ramsau[670m]-Watzmannhaus-Hocheck[2651m]-Kührointalm-Ramsau


Watzmann - Juli 2007

Vor kurzem hatten wir die 40 überschritten.
! 40 !

Faul und satt geworden? Abgestumpft und gleichgültig? Midlife crisis?
Kondition noch o.k.? Vital gebleiben? usw. Wir wollten eine Antwort auf all diese Fragen,
möglichst eine positive! Da stand sie nun, die Frage, wie man so etwas ermitteln kann.
Eine Möglichkeit der Beantwortung dieser Frage ist das Gehen einer
Mehrtageshochgebirgstour von Hütte zu Hütte. Man beschäftigt sich ausschließlich
mit sich selbst. Für ein verlängertes Wochenende raus aus dem Alltagstrott!
Das verlängerte Wochenende begann für uns am Donnerstag mit der Anreise nach
Ramsau im Nationalpark Berchtesgaden in Bayern. Es war schon dunkel, als wir
den Parkplatz erreichten und Steffen sagte zu mir: "Schau, dort oben brennt noch Licht!"
Es war das Licht vom Watzmannhaus, das wie ein Adlerhorst gigantisch weit oben
zu sehen war. Nach so einem Anblick kann man nicht besonders gut schlafen,
wen wunderts!

Am frühen Morgen machten wir uns mit unseren Rucksäcken auf die Socken.
Heute sollte es bis zum Watzmannhaus gehen, wo wir übernachten wollten. Ganz schnell
wurde uns heiß, sehr heiß, wir schwitzten. Die ersten Kilometer bergauf sind bekanntlich
die schwersten. Wenns dann mal läuft, braucht man auch keine Seilbahn mehr.
Aber ganz im Ernst, hinauf zum Watzmannhaus gibt es nur eine Materialseilbahn,
an deren Talstation man als Wanderer vorbeikommt. Keine Chance zum Mitfahren!
Um die Mittagszeit herum hatten wir es dann geschafft - Watzmannhaus Biergarten -
und faul in der Sonne sitzen. Das hatten wir uns verdient, diese Belohnung.
Dann, unerwartet, gabs eine Aufregung am Himmel zu bestaunen. Auf einmal waren die
gefräßigen Alpendohlen weg, wie vom Erdboden verschluckt, und ein Geier zog seine
Kreise. Der Alpendohlentrupp befand sich jetzt in größeren Höhen als der Geier
und beobachtete diesen. Das ein Geier am Watzmannhaus auftaucht, scheint nicht
alltäglich zu sein, denn der Koch und die Bedienung kamen aus dem Haus gestürzt,
als wäre der Teufel hinter ihnen her.

Am Abend konnte man im Waschraum lesen:
"Bitte benutzen Sie das Wasser so, als wäre keines da! Vielen Dank!"
Duschen Fehlanzeige! Dann würden wir halt ein bißchen stinken, was sollte es!
Der dritte Tag begann sehr, sehr zeitig mit dem Dauerbetrieb der Übernachtungsgäste
auf den Toiletten. Alles Angstschisse vor dem Gipfelsturm oder was?
Dann setzte sich die Lawine von Bergsteigern hinauf zum Hocheck, dem ersten von drei
Watzmanngipfeln, in Gang. Man konnte die winzig kleinen Farbpunkte den Berg hinauf
marschieren sehen, wenn man vom Watzmannhaus aus intensiv schaute.
Oben lag noch Schnee im Juli, der dem Watzmannhaus als Trink- und Brauchwasser dient.
Das Haus hat keine Wasserleitung aus dem Tal herauf. Der Schnee, auch im Sommer,
ist also sehr wichtig.
Die Passage ab der Hocheckbiwakhütte Richtung Mittelspitze ist stahlseilgesichert und
tüchtig ausgesetzt. Bei den vorherrschenden Witterungsverhältnissen war uns der
Übergang ein zu heißes Eisen, von dem wir lieber die Finger ließen.

Wir stiegen über das Watzmannhaus ab und dann gleich weiter hinunter bis zur
Kührointalm. Dabei muß man im Bereich der ehemaligen Gletscherwand des
Watzmanngletschers steile Wandpassagen meistern, die mit Stahlseilen gesichert sind.
Hier unten lag aber kein Schnee mehr, so daß das eher ein Spaß war.
Auf der Kührointalm gibt es eine Kapelle, wo auf Metalltafeln die Todesopfer eingraviert
sind, die der Watzmann in jedem Jahr fordert. Manch Verunglückter wird erst nach
mehreren Tagen gefunden.
Nachdem wir ein weiteres Mal übernachtet hatten, gönnten wir uns am Sonntag noch
einen Blick vom Aussichtspunkt oberhalb des Königssees auf St. Bartholomä und
begannen danach mit unserem Abstieg zum Parkplatz Wimbachbrücke.
Angekommen, bekamen wir positive Antworten auf all unsere Fragen vor Beginn
der Tour. Zufrieden kehrten wir aus dem wunderschönen Berchtesgadener Land zurück
ins Erzgebirge, um mit Schwung den nächsten 1000der Gipfel im Jahre 2008,
den Fichtelberg, anzugehen.
CHN
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